Peter Gowland – Mehr als nur Pin-Up Fotografie

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Peter Gowland (1916 – 2010) hat als Fotograf in Kalifornien gearbeitet. Sein Name wird immer mit der Pin-Up Fotografie in Verbindung gebracht, da die New York Times ihn 1954 als „America’s No. 1 Pin-Up Photographer“ bezeichnete. Die New York Times kann ein Segen aber auch ein Fluch sein, denn Peter Gowland hat weitaus mehr in seinem Werk zu bieten als die Pin-Up Fotografie, die er allerdings wirklich meisterlich beherrschte.

Das Beste aus unerfüllten Träumen

Peter Gowland wurde als Sohn eines englischen Paares, das sich in Hollywood kennenlernte, weil sie unabhängig voneinander in die Filmmetropole gekommen waren, um ihr Glück beim Film zu machen. Die Eltern konnten mehr schlecht als recht von ihrer Schauspielerei leben, trennten sich und der Vater ging 1944 nach England zurück. Peter, der schon als Kind zum Set mitgenommen wurde, wollte auch Schauspieler werden. Leider standen seine Chancen noch schlechter als die seiner Eltern und er musste sich mit Komparsenrollen oder als Licht-Double über Wasser halten. Seit seinem 13. Lebensjahr hatte er bereits mit einer Kodak Pocket Kamera fotografiert und mit 22 Jahren bekam er seine erste Rolleiflex.Während seiner gesamten Zeit in den Studios der Filmindustrie studierte er die Beleuchtungstricks der Gaffer, da er wusste, wie wichtig die richtige Lichtsetzung auch für die Fotografie ist.

1938 konnte er bereits mit Fotografien, die er in einem Wohnheim für junge Schauspielerinnen von den Bewohnerinnen erstellte, einen ersten kommerziellen Erfolg erzielen. 1941 lernte er seine Frau Alice kennen und sie fuhren beim zweiten Date nach Las Vegas, um dort zu heirateten. Damit begründeten sie eines der besten Teams im Erstellen und Vermarkten von Fotografien. Beide ergänzten sich vortrefflich indem sie sowohl die kreative Seite als auch die Marketingseite zusammen entwickelten, wobei Peter den kreativen und Alice den Marketingschwerpunkt innehatte. Da die Schauspielerei und das Fotografieren seinen Lebensunterhalt zu diesem Zeitpunkt nicht sichern konnten, arbeitete er ab 1942 beim amerikanischen Flugzeugbauer North American Aviation als Kameratechniker.

Durchbruch nach dem Krieg

Nach dem zweiten Weltkrieg war Peter in Deutschland stationiert, wo er die üblichen Fotos erstellte, die jemand erstellt, wenn er sich im Ausland aufhält. Aus dieser Zeit gibt es Stadtansichten, Landschaftsaufnahmen, Porträts, Architekturaufnahmen und Fotos, die bei der Air Force entstanden. In seiner Kaserne in Fürstenfeldbruck betreute er die Dunkelkammer der Air Force. Alice schickte während und nach den Kriegsjahren Fotos, die sich im Archiv von beiden befanden, an Zeitschriften und Agenturen. Pin-Ups waren bei den Soldaten gefragt und somit konnte Alice sowohl Einzelfotografien und Serien als auch die ersten Coverfotos an Magazine verkaufen. Im Laufe der Karriere der beiden wurden daraus über 1000 Magazincover Veröffentlichungen.

Der richtige Ort

Peter Gowland hat nach den Kriegsjahren immer im Sog von Los Angeles in Santa Monica gearbeitet. Hier fand er seine Modelle unter den Starlets der Agenturen, bei Schönheitswettbewerben oder am Filmset. Junge Schauspielerinnen benötigten Bewerbungsfotos für die Agenturen und oftmals waren sie auch bereit, für seine Werbeaufnahmen zu posieren, die ein weiteres Standbein seiner Arbeit war. Selbst in der Kinderfotografie bewegte er sich fast ausnahmslos im Bereich der Werbung. Sie posierten für Nahrungsmittel, Sportgeräte, Rasierapparate! und Haustierhaltung. Im Jahr 1957 erstellten Peter und Alice Gowland erstmals einen Katalog mit ca. 800 Fotografien aus den Bereichen Pin-Up- und Glamourfotografie. Er zeichnete für die Fotos verantwortlich und Alice für den Text. Diesen einfarbigen Katalog mit dem Titel „Peter Gowland’s Girls“ schickten die beiden gegen eine Gebühr von 5,00 $ per Post an Verlage, Agenturen und Privatpersonen, die daraus die nummerierten Fotos bestellen konnten. Die Preise waren je nach Nutzung vom Einzelabzug bis zum Magazincover mit unterschiedlichen Auflagenstärken gestaffelt. Von diesem Katalog wurden im Laufe der Jahre noch 13 Folgeausgaben vertrieben.

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Dokumentation wird zur Lehre

Peter und Alice Gowland dokumentierten ihre Arbeit und ihre Arbeitsweise regelmäßig. So entstanden Making-of Fotos der Gowland Fotografien. Diese nutzten die beiden erstmals 1954 für die Erstellung des Buches „How to Photograph Women“, einem Lehrbuch für Posing- und Beleuchtungstechniken. Diesem folgten 24 weitere Veröffentlichungen. Unter anderem der Titel „The Secrets of Photographing Women“, das ich mal antiquarisch erstehen konnte.

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Peter Gowland beschreibt hier Posing- und Beleuchtungstechniken, die sowohl die Studio- als auch die Locationfotografie berücksichtigen. Interessant ist die Aufteilung in direkte Beleuchtung in Innenräumen, indirekte Beleuchtung in Innenräumen und Tageslicht. Gowland hat schon sehr früh begonnen, Blitzlicht im Außenbereich einzusetzen. In seiner Art zu fotografieren war er dabei sehr experimentierfreudig und immer auf der Suche nach anderen Abbildungsmöglichkeiten. Neue Techniken und Gerätschaften wurden sofort ausprobiert und er arbeitete sowohl mit Fresnelscheinwerfern der Filmindustrie als auch mit den damals schon erhältlichen Schirmen für Blitzanlagen.

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Die Druckqualität entspricht dem amerikanischen Standard dieser Zeit und ist schlechter als vergleichbare Druckwerke europäischer Herkunft. Trotzdem ist das Buch eine gute Information für den Umgang mit Licht. Der englische Text ist mit mittelmäßigen Englischkenntnissen zu verstehen.

Die Gowlandflex

In den 50er Jahren konstruiert und baut Peter Gowland seine erste eigene Kamera, die Gowlandflex. Hierbei handelt es sich um eine zweiäugige Großformatkamera in den Formaten von 4 x 5 bis 8 x 10 Inch. Diese Kamera ging in Serie und er verkaufte insgesamt ca. 600 Stück in unterschiedlichen Ausführungen von denen die bekanntesten Käufer Annie Liebovitz, Yousuf Karsh, das FBI, die Army, die Navy, Polaroid, Eastman Kodak and Playboy sein dürften. Die Gowlandflex ist auch heute noch eine begehrte Kamera und das nicht nur unter Sammlern.

Die Ausstellung im MAKK

Seit dem 09. Juni 2018 läuft im Museum für angewandte Kunst Köln (MAKK) die Ausstellung „Peter Gowland’s Girls“, die ursprünglich zum 09. September 2018 enden sollte, bis zum 14. Oktober 2018 jedoch verlängert wurde. Zusammengestellt zum 100. Geburtstag von Peter Gowland und erstmals 2016 im Mannheimer Museum Zephyr gezeigt, hat sie nun ihren Weg nach Köln gefunden. In ca. 200 Arbeiten wird das Werk von Peter und Alice Gowland dargestellt.

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Die Ausstellung ist in unterschiedliche Schaffensbereiche des Fotografen unterteilt.

  • Willkommen im Studio von Peter Gowland
  • Pin-Up und Glamour
  • Stars und Starlets
  • Fashion, Style und Modern Life
  • Beach, Pool, Fun
  • Beach Fashion
  • Intimacy
  • Early Years

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Zusätzlich gibt es Vitrinen mit Printveröffentlichungen, den Film „Peter’s Pictures“ und die Tonaufnahme einer Schallplatte auf der Peter Gowland neben anderen Fotografen über seine Fototechnik redet.

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Die Ausstellung ist liebevoll gestaltet und auf neutralgrauen Flächen präsentiert. Die meisten Abzüge sind im Format 20 x 25 cm, einige Abzüge sind größer. Wenn Sie die Ausstellung besuchen und ich rate Ihnen dazu sich dieses Ereignis nicht entgehen zu lassen, werden Sie feststellen, dass selbst in diesem Bruchteil des gesamten Werks von Peter Gowland mehr als nur Pin-Up Fotografie sein Schaffen ausmachte. Oder würden Sie ein Porträt von Sir Alfred Hitchcock als Pin-Up- oder Glamourfotografie bezeichnen?

In der Ausstellung erhalten Sie eine kostenlose 44-seitige Broschüre mit vielen Informationen zu Peter Gowland und seinen Arbeiten, einen Flyer mit weiteren Informationen und nicht zuletzt den hervorragenden Ausstellungskatalog zum Vorzugspreis von 34,95 € (Ladenpreis 39,95).

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