Alles was im Bereich der Fotografie mit der Steuerung von Licht zu tun hat, basiert auf einer Verdoppelung oder Halbierung. So verhält es sich mit der Verschlusszeit oder der Blende. Wenn wir jedoch den Abstand einer Lichtquelle ändern, verhält sich das Licht anders, als wir es vermuten würden. Das Lichtabstandsgesetz besagt dass bei der Verdoppelung des Abstands von einer Lichtquelle zum Objekt nur noch ein Viertel der Lichtmenge beim Objekt ankommt. Um dies ein wenig besser zu verdeutlichen habe ich den Aufbau mit diesen beiden Kerzen fotografiert.
In dieser Ansicht von oben sehen wir, dass der Abstand zwischen den beiden Kerzen 20 cm betrug. Hinter den Kerzen wurde im Winkel von ca. 45° jeweils eine weiße Pappe aufgestellt, um den Schattenwurf der Kerzen darzustellen. Den Hintergrund und den Untergrund für die Kerzen bildeten schwarze Kapaplatten. Somit war auch der Lichtwurf des Blitzgeräts zu sehen. Alle Aufnahmen wurden mit Blende 11 bei 1/125 Sek. belichtet. Die Leistung des manuell betriebenen Blitzgeräts, ein 580 EX II, wurde bei jeder Verdoppelung der Entfernung so angepasst, dass die Zielblende von 11 erreicht wurde (Toleranz 1/10 Blende). Gemessen wurde mit einem kalibrierten Sekonic L-758 D in der direkten Lichtachse des Blitzgeräts auf Höhe der linken Kerze.
Die Ergebnisse
Bei diesem Foto betrug der Abstand des Blitzgeräts zur linken Kerze 40 cm. Deutlich ist hier zu sehen, dass das Wachs der rechten Kerze dunkler ist. Gleichzeitig sieht man den Lichtabfall auf dem Boden und im linken Teil des Hintergrunds. Der Hintergrund hinter der rechten Kerze wird dunkler wiedergegeben, da die Pappe hinter der linken Kerze diesen abschattet. Die Schlagschatten der Kerzen auf den weißen Pappen haben eine weiche Kante. Durch die Nähe des Blitzgeräts war seine Abstrahlfläche relativ groß zur Abmessung der Kerzen (siehe Beitrag: Weiches Licht durch große Lichtquellen).
Bei dieser Aufnahme wurde der Abstand des Blitzgeräts verdoppelt und betrug nun 80 cm. Laut Abstandsgesetz kam nur noch ein Viertel der voreingestellten Lichtleistung des Blitzgeräts am Objekt an. Um auf meine Arbeitsfläche von 11 zu kommen, musste ich die Leistung am Blitzgerät um zwei Blenden erhöhen. Eine Blende Erhöhung, um die Lichtleistung zu verdoppeln und eine weitere Blende, um sie zu vervierfachen. Das Wachs der rechten Kerze ist schon ein wenig heller, als bei der vorherigen Aufnahme, unterscheidet sich aber immer noch stark von der linken Kerze. Der Lichtverlauf im Hintergrund und auf dem Boden stellt sich schon feiner dar und die Schlagschatten der Kerzen auf den weißen Pappen verlieren an den Kanten ein wenig an Weichheit.
Nach einer erneuten Verdoppelung des Abstands des Blitzgeräts betrug dieser nun 1,60 m. Das Wachs der Kerzen verliert immer mehr an Helligkeitsunterschied und der gesamte Lichtverlauf ist noch feiner geworden. Gleichzeitig haben die Schlagschatten der Kerzen auf den weißen Pappen an den Kanten einen härteren Übergang.
Die letzte Aufnahme entstand mit einem Abstand von 3,20 m des Blitzgeräts zur linken Kerze. Eine Helligkeitseinstellung nur über den Blitz war nicht mehr machbar, da die Leistungsanpassung nur über sieben Blendenschritte einstellbar war. Eine weitere Leistungssteigerung erfolgte über die Zoomfunktion des Reflektors. Die Helligkeit des Wachses der beiden Kerzen ist annähernd gleich obwohl noch ein feiner Unterschied auszumachen ist. Sollten Sie andere Ergebnisse auf Ihrem Monitor sehen, so ist es möglich, dass die Homogenität der Lichtabstrahlung Ihres Monitors nicht optimal ist. Gleichzeitig können wir an diesen Beispielen erkennen, wie fein unser Auge minimale Helligkeitswerte im Lichterbereich unterscheiden kann. Abschließend werfen wir noch einen Blick auf die Schlagschatten, die schon fast scharfkantig ausgestaltet sind. Im oberen Beitragsbild sind alle vier Aufnahmen noch einmal zusammenmontiert, um sie direkt miteinander vergleichen zu können.
Das Résumé
Der Lichtabfall bei kurzem Beleuchtungsabstand ist schon ziemlich dramatisch. Eine Erhöhung des Abstands relativiert den Lichtabfall und sorgt für eine gleichmäßigere Lichtverteilung in der Tiefe der Lichtrichtung. Gleichzeitig wird aber der Schattenverlauf härter. Wer also weiches Licht bei gleichmäßiger Lichtverteilung benötigt, kommt an wirklich großen Lichtformern nicht vorbei.